Das Reich Gottes

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Das Reich Gottes…

der integrale Christ Paul Smith versteht darunter einen anderen Bewusstseinszustand. Den Zustand, in dem sich Jesus befunden haben muss. Einen Zustand des völligen Eins-Seins-mit-dem-Göttlichen. Aus meiner Sicht eröffnet diese Definition neue Perspektiven auf Jesu Worte und seine Gleichnisse. Ich laden euch ein, bei jedem Gleichnis, das ihr lest, einmal hinter das Wort „Reich Gottes“ durch die Worte „Bewusstsein von Gott/Wissen um Gott“ zu ersetzen.

Zum Beispiel bei Markus 4,30, dem Gleichnis vom Senfkorn:

Womit sollen wir das Bewusstsein von Gott/Wissen um Gott noch vergleichen?«, fragte Jesus. »Mit welchem Gleichnis sollen wir es darstellen? 31 Es gleicht einem Senfkorn. Das ist das kleinste aller Samenkörner, die man in die Erde sät. 32 Aber wenn es einmal gesät ist, geht es auf und wird größer als alle anderen Gartenpflanzen. Es treibt so große Zweige, dass die Vögel in seinem Schatten nisten können.

Oder bei Matthäus 20,1, dem Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg:

Denn mit dem Bewusstsein von Gott/Wissen um Gott ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der sich früh am Morgen aufmachte, um Arbeiter für seinen Weinberg einzustellen. 2. Er fand etliche und einigte sich mit ihnen auf den ´üblichen` Tageslohn von einem Denar. Dann schickte er sie in seinen Weinberg.

Oder Markus 10:

25 Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Bewusstsein von Gott/Wissen um Gott kommt.

Wir bekommen ganz neue Aussagen, die erstaunlich viel Sinn machen. Was meint ihr?

  1. Ein anderes Bewusstsein hat die Macht, die ganze Welt zu verändern.
  2. Ein anderes Bewusstsein kommt bei dem einen durch viel harte gedankliche Arbeit und dem anderen wird es über Nacht geschenkt.
  3. Reichtum hindert Menschen tendenziell, das Göttliche in der Welt wahrzunehmen.

Zum Abschluss will ich an dieser Stelle mit euch meinen Gedichtfilm aus dem Jahr 2016 teilen. Das Gedicht habe ich an einem Samstag während der Predigtvorbereitung verfasst, als mir klar wurde, dass ich entweder ein Gedicht schreibe oder auf der Kanzel lieber schweige. Mir persönlich erscheint die Kunst, die in einem ekstatischen Zustand der Inspiration verfasst wird – und damit eine eigene Art spiritueller Erfahrung ist – , noch am ehesten geeignet, das wiederzugeben, was vermutlich hinter dem Begriff „Reich Gottes“ steht.

Hier ist es:

DAS REICH GOTTES

Ich hab es nie gesehen
und WEIß es doch.
Ich kann es nur erahnen –
die Ahnung reicht unendlich weit,
sie füllt mich völlig aus.
Es nimmt jetzt seinen Lauf,
jetzt und jetzt und jetzt.
Es ist der Fall aus dem Normalen,
es fängt mich sachte auf.
Es ist der Strom,
in dem ich gleite,
die Energie,
die mich erhält.
Es gleißt aus mir heraus
und doch bin ich nie wirklich drin gewesen.
Es ist nicht Außen und nicht Innen,
nicht Oben, und nicht unter mir
und alle andern scheinen
immer weit voraus.
Es ist ein Wind im Innern,
der sich viel zu langsam legt.
Es ist die Liebe, die
nicht passen will zu mir,
wie ich sie auch halte.
Es ist die Sonne,
die mir, wenn ich sterbe,
blendend gleißt,
der Strahl, der letzte Weg zu dir.
Es ist die Hoffnung, dass ich vor dir bleibe,
auch wenn ich schlachte wie Elia,
und nichts mich mehr entschuldigt.
Es ist die senkrecht steile Wand,
an der ich mich nach oben hangle.
Es ist der Schrott, der faule Müll,
aus dem es plötzlich grünt wie neu.
Ich kenne es, dein Reich,
als hätt ich schon mal dort gewohnt,
und zweifle doch so oft daran.
Es ist ein Reißen und ein Sehnen.
Es ist dein immer freundliches Gesicht,
dass mich schon lang durchdrungen,
und statt mich zu vernichten,
als Atem in mir weiterschwingt.
Es ist der Wärmeschub,
nachdem ich lange meditierte;
das Katapult,
das mich in neue Tiefen bringt.
Es ist ein Mensch, und ist ein Licht.
Es ist in mir, und doch bin ich es nicht.
Kein Vergleich reicht aus,
und doch lebt alles Leben
nur aus Vergleichen,
aus Versuchen Dich zu fassen,
einzunehmen, festzusetzen.
Es ist,
wenn Leben wieder mundet.
Wenn Illusionen fallen.
Wenn Todgeglaubte trösten.
Wenn zurück liebt, wer nicht lieben konnte.
Es ist ein Raum und ist ein König –
alles muss ihm weichen.
Was hart ist, löst es auf.
Was öde ist und schmerzbehaftet,
was Schein ist nur und Lüge,
was quält und was das Licht verdeckt.
Und wer auch herrscht und sich vergisst:
Es ist. Es ist. ES IST.
Und niemand, niemand hält es auf.

3 comments

  1. Interessante Gedanken und ein schönes Gedicht!

    Bei diesem Verständnis von „Reich Gottes“ vermisse ich allerdings etwas die zwischenmenschliche und soziale Ebene. Wenn man beides zusammen nimmt, persönliche Gottesverbindung und gemeinschaftliches Erfahren, dann bekommen wir, denke ich, eine runde Sache. Ganzheitlich.

    Bei Gott geht es, glaube ich, immer um beides: Ich und Du/Ihr. Versöhnung mit mir selbst und mit meinen Mitmenschen. In unserer individualistischen Zeit neigen wir, denke ich, immer ein bisschen dazu, die soziale Dimension der biblischen Texte zu unterschätzen.

  2. Ja, da stimme ich dir zu, es ist tatsächlich eben nur eine der möglichen Definitionen, wobei ich und glaube auch Smith damit meint, dass das andere, das soziale, eben aus dem Bewusstseinszustand dann automatisch folgt, war ja bei Jesus auch so. Und du weißt ja, im integralen Modell pendeln wir immer zwischen einem Schwerpunkt auf dem „Wir“ und dem „Ich“ 😉lg

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