Konferenz des Integralen Forums 2019 zum Thema „Spirit“

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Noch immer wirken die neuen Eindrücke von letztem Wochenende in mir fort. Von Freitag auf Samstag war ich in Nürnberg auf der Konferenz des Integralen Forums zum Thema „SPIRIT Jetzt und morgen“ dabei. Der Veranstaltungsort war die Jugendherberge, eine ehemalige Burg – ein sehr altes, aber äußerst modern renoviertes Gebäude.

Bei der Vorstellung der Teilnehmer untereinander wurde deutlich, dass die meisten gekommen waren, um neue Menschen kennen zu lernen und sich mehr untereinander zu vernetzen.

Die Atmosphäre war offen und herzlich, von gegenseitigem Respekt, Neugier, Wertschätzung und Empathie geprägt.

Am Abend gab Marion Küstenmacher einen Vortrag, humorvoll, tiefsinnig und sehr persönlich. Besonders eindrücklich blieb mir und anderen ihre Erzählung einer Begebenheit in Erinnerung, die sie mit dem Stichwort „irrational“ versah: Bei einer Übernachtung in einer zerstrittenen Gemeinde begegnete sie spukenden Geistern, die sich von ihrem Kreuz angezogen fühlten und die verschwanden, als sie ihnen den Frieden Jesu Christi zugesprochen hatte. Im Nachgespräch wurde deutlich, dass sie hier einen Nerv getroffen hatte: Wie können wir, wie können andere durch geistliche Praxis zu Friedensbringern werden und vergiftete Gemeinschaften, Orten und Räume heilen und weihen?

Marion Küstenmacher erinnerte an das Kloster Karmel Heilig Blut in Dachau, das 1964 von einem ehemaligen KZ-Häftling Weihbischof Johannes Neuhäusler extra nahe dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau gegründet wurde, um an dem Ort des vergangenen Grauens zu beten und Fürbitte zu halten.

Die Wesensaufgabe des Karmel, im fürbittenden Gebet vor Gott zu stehen, wird an dieser Stätte in besonderer Weise zum Dienst der Versöhnung in Christus, zum Mittragen von einstigem und gegenwärtigem Leid.

https://dachau.karmelocd.de/karmel-hl-blut.html

Am Vormittag nahm ich von sechs bis acht Uhr an einer besonderen Meditationsform teil, die von Hubert Andreas Hagl angeboten wurde. Er nennt sie „Mystische Atemerfahrung mit Hyperventilation“. Inspiriert wurde er dabei von den transpersonalen Psychotherapeuten Stanislav Grof und Sylvester Walch, die das holotrope Atmen lehren.

Als eine mögliche Folge der Praktik könne folgendes geschehen:

Ein bislang nur kognitives Wissen aus der integralen Philosophie, zu der Annahme, das jeder ein Fraktal des Kosmos ist, wird zur persönlich erfahrbaren Einsicht: Du und ich, jeder ist ein einzigartiges Fraktal des Kosmos, des EINEN Bewusstseins, vom EINEN GEIST.

Hubert Andreas Hagl

Für mich eine ganz besondere Erfahrung, in der ich nicht nur ein intensives All-Einheits-Erleben hatte, sondern sich mir auch bisher verborgene Aspekte meiner Bestimmung offenbarten. Das sage ich jetzt nicht, um anzugeben, sondern weil ich von der Methode total geflasht bin!!! Auch den übrigen Teilnehmern war anzusehen, dass kaum einer unbewegt geblieben ist.

Darauf besuchte ich zwei Workshops, Sessions genannt:

Im ersten unter der Leitung von Marie Rose Fritz, Leiterin des Integralen Salon in Luxemburg, versammelten wir uns in einem kleinen Raum und fühlten an Stationen in Form von farbigen, bedruckten Zetteln der Spirale von beige bis türkis (siehe Spiral Dynamics) in uns hinein (siehe Foto).

Leitfrage war: Wo stehe ich gerade? Im anschließenden Teilen unseres Erlebens wurde klar, dass der Prozess jedem neue Erkenntnisse geschenkt hatte. Tatsächlich spürte ich auf einer tiefen, gefühlsmäßigen Ebene wie alle Stufen Teil meines Selbst oder meiner Sehnsucht sind, wie ich alle gleichermaßen brauche und ständig zwischen ihnen hin- und her wechsele. Gleichzeitig kamen Wunden ins Bewusstsein, vor allem von der beigen und der blauen Stufe herrührend.

Ich erkannte auch, dass ich gerade in der letzten Zeit mich wieder auf neue Weise der purpurnen Stufe, dem Magischen, Irrationalen geöffnet habe, was ich lange Zeit verdrängt und verleugnet habe und ich mich nun erst wieder in einem „integralen Kontext“ auszusprechen und auszuleben traue, weil mir scheint, dass hier nicht die Gefahr droht, dass ich dadurch wieder vollständig auf die Kleinkindstufe zurückfalle 🙂 Mehr dazu vermutlich bald in einem anderen Artikel…

Danach ging ich zu Martin Ucik, dem Autor eines riesigen Wälzers mit dem Titel „Sex, Bestimmung, Liebe. Ein integraler Ratgeber“ zum Thema „Erweitere Wilber-Combs-Matrix“. Er sprach über Kriterien für eine gesunde Beziehung in allen vier Quadranten, die Stufen der Animus-Anima-Integration nach Jung, die stufenweise Entwicklung der Sexualität von „Fucking“ bis hin zum tantrischen Sex und das Leben einer gemeinsamen Bestimmung. Im Gespräch kamen wir auf Themen wie die beste Fragen beim ersten Date, polyamoröse Beziehungen und die nachlassende Bedeutung des körperlichen Sex im Alter.

Etwas lustig, aber auch nachdenklich stimmend, fand ich, dass die Mehrzahl der Teilnehmer der Konferenz männlich und deutlich über vierzig waren – ich war eine der jüngsten.

Nach dem Mittagessen musste ich leider abreisen zurück zu meinen Eltern, in deren Obhut ich meinen Sohn gegeben hatte und der seine Mama sehr vermisst hat. Ich hoffe dennoch, dass ich euch einen ersten Eindruck von der Konferenz und ihren Themen verschaffen konnte.

Hier findet ihr nähere Informationen zur Atemerfahrung:

http://integrale-mystik.academy/atemerfahrung.html

Seite von Martin Ucik: http://integralrelationship.com

3 comments

  1. Vielen Dank für deine inspirierenden Eindrücke! Möchtest du mit uns teilen, was du als „bisher verborgene Aspekte meiner Bestimmung“ erkannt hast? Das klingt auch super-spannend… 😉

    1. Liebe Yvonne, danke! Ich habe das bewusst etwas kryptisch geschrieben, ;-), weil ich darüber, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt, noch nicht schreiben möchte. Das alles hat damit zu tun, dass ich, schon bevor ich das Pfarramt verlassen habe, immer stark auf der Suche nach meiner „Berufung“ war und immer noch bin, also nach einem Beitrag, den ich in diese Welt bringen darf. Beim Atmen habe ich einfach einen weiteren Aspekt davon erkannt, der bei mir davor nicht auf dem Schirm war. Sei herzlich gesegnet

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