Das Bewusstsein Jesu

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Gastartikel von Eva Scherrer

Es wird in diesem Artikel nicht um Kritik an der Kirche gehen. Das würde die Menschen in gläubige Kirchgänger und Verweigerer spalten. Gespalten wird ansonsten überall genug. 

In unseren aufgeklärten Zeiten ist es wohl durchaus normal, keinen Glauben zu haben, keiner Religionsgemeinschaft anzugehören. Viele von uns, die noch zum Christen getauft wurden, später die Firmung oder die Konfirmation feierten, haben sich, außer vielleicht an hohen Feiertagen, gänzlich losgesagt, können mit der heutigen Kirche nichts mehr anfangen.

Nein, das Leben hat die meisten von uns gelehrt, dass es mehr gibt als die rationale Wirklichkeit = Materialität, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als es der wissenschaftlich denkende Mensch – um Ernst genommen zu werden – publizieren darf. Es gibt etwas jenseits der rationalen, berechenbaren Welt. Es ist das Innere Universum, welches nur den Gefühlen, der Intuition und den nicht kausal begründbaren Erkenntnissen offen steht. Aber Inneres Universum und Äußeres, rationales Universum machen erst die ganze Tiefe des Lebens, die ganze Tiefe der Existenz möglich. Und das Bewusstsein als gegenwärtig sowohl im Inneren als auch im Äußeren Universum ist der Gradmesser des Entwicklungsstandes im rationalen Zeitpfeil.

Es wird festgehalten, dass sich Bewusstsein entwickelt, wir in mehreren Frequenzen gleichzeitig leben, z.B. Schlaf (magisch unbewusst), Traum (mythisch bildhaft, zeitlos), Wachbewusstsein (mental/rational). Die neueste Frequenz des so genannten Integralen ist noch sehr unüblich, immer mehr Menschen bekommen aber eine Ahnung davon.

Vor ca 2500 Jahren erwachten Menschen weltweit aus dem Einssein mit der Natur (Traum), aus dem zeitlosen Ozean des Seins (magisch) zu einem Ichbewusstsein unterschiedlicher Ausprägungen, sahen sich selbst der Welt gegenüber stehend, als Polarität noch eingebunden oder sogar als Gegensatz gegenüber stehend.

Karl Jasper spricht von der Achsenzeit, in der sich weltweit Neues entwickelte.

Der Inder Siddhartha Gautama, ca 500 v. Chr., setzte den magischen Göttern eine unsichtbare Welt entgegen (früh Ichbewusst) und begründete damit den Buddhismus mit dem Ziel Nirwana zu erreichen. Die Menschen in der Bibel, Adam und Eva (etwa ab 900 v.Chr. schriftlich fixiert), wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten, sie damit zum Ichbewusstsein erwachten. 

In Griechenland begannen Philosophen ca 600 v. Chr. die Welt rational zu erklären, schafften erste Demokratieansätze.

Die monotheistischen Religionen korrelieren mit dem Erwachen des Ich. Ein einziger Gott steht jetzt dem einzelnen Menschen gegenüber.

Kundige Bibelforscher der Alten Testamentes können in den Texten genau diesen Bewusstseinssprung erkennen. Kundige Forscher der griechischen Kultur erkennen auch dort einen Bewusstseinssprung. Odysseus spricht als erster das Wort ICH.

Jesus, in dieses Bewusstsein der beginnenden Rationalität hineingeboren, scheint aber noch aus einer „höheren“ Welt zu kommen. Ob er nun Gott als Sohn Gottes ist, der die Menschen / die Welt erlöst, oder ob er als außergewöhnlicher Mensch uns geschickt wurde, selbst also nur im übertragenden Sinne göttlich ist, bleibt noch ein Rätsel. Für viele ist das Glaubenssache.

Es gibt den Spruch „glauben heißt nicht wissen“. Einige glauben aus dem Gefühl heraus, andere wissen, weil sie Erleuchtungen hatten, die sie aber nicht rational begründen können.

Viele Jesus zugeschriebene Reden sind vom Mental/Rationalen her nicht einsichtig. Hat er nun 5000 Brote und Fische gezaubert oder soll dies ein Gleichnis sein? Ist er realiter über das Wasser gegangen, hat er Wasser in Wein verwandelt?

Rational unmöglich wird es also als Metapher für das Göttliche gehalten und kann nun geglaubt werden.

Kann er Tote zum Leben erwecken? Kann er heilen durch Vergebung bei vorhandenem Glauben? Ist er auferstanden? Lebt er? Erleuchtete Menschen wissen, können aber ihre persönliche Innere Welt nur über die gemeinsame Innere Welt anderer weitergeben, sie – als authentische „Heilige“, als Vorbild – können Menschen mitreißen, nicht aber rational überzeugen.

Wer kann in diesen heutigen rationalisierten, materialisierten Zeiten dem noch viel abgewinnen? Gott ist tot, sagte schon Nietzsche. 

Aber die Sehnsucht nach dem Inneren Universum ist stark. Muslime haben noch den Glauben, Zugang zum Inneren Universum, viele beneiden sie um ihn. Das ist ein Grund mehr, warum Muslime die westliche Wertegemeinschaft nicht unbedingt mehr schätzen können als ihre eigene Tradition.

Hat das Christentum denn gar keinen Wert mehr, kann das Christentum nicht auch neue Spiritualität leben?

Ist der Glaube und das Wissen um Jesus nun auch tot, nur eine hübsche Legende? 

Nein, und ich will versuchen es von meinem Laienverstand her zu begründen.

Jesus kam in eine Zeit, die im Wandel stand, und scheint diesem Wandel noch um eine Bewusstseinsfrequenz weiter gewesen zu sein. Die oben angeführten Beispiele seiner Reden und Taten kann man rational nicht verstehen, kann man nur durch Erleuchtung wissen. Aber man kann sie integral sichtbar machen.

Sichtbar – evident – bedeutet einleuchtend, es ist mehr als Glauben und Wissen, es ist eben sichtbar, sowohl aus dem Inneren als auch aus dem Äußeren Universum herkommend wahr.

Das Integrale Bewusstsein scheint die Welt zu sein, aus der Jesus heraus wirkt.

Drei Erkenntnisse, die immer mehr in die Köpfe und Herzen der Menschen hineinwachsen, liegen dieser neuen Frequenz des Bewusstseins zugrunde.

1. Das ICH stellt sich wieder in den Hintergrund, die biblische Erkenntnis, die die Schlange uns einredete, die Trennung, der Gegensatz zwischen dem ICH und der Welt wird wieder aufgehoben. Das Ich bleibt, ordnet sich aber wieder in das WIR ein, wird damit Objekt. Es wird als Objekt Subjekt unter anderen Subjekten. Dies bedeutet Ich-Freiheit. Die Gegensätze werden aufgehoben, es gilt wieder die Polarität oder Komplementarität aller Erscheinungen.

Jesus sagt, du sollst den Nächsten lieben wie dich selbst, nicht ich zuerst, nicht altruistisch der andere zuerst. Er identifiziert sich persönlich niemals mit dem, was er sagt, er spricht also eigentlich immer „ex cathedra“. Persönliche Animositäten unter uns Menschen sind nicht mehr möglich, da immer nur das Beste für alle zählt.

2. Durch Naturwissenschaften rational belegt, gibt es nicht nur mehr als drei Perspektiven/Dimensionen sondern unendlich viele. Zumindest ist heute die vierdimensionale Raumzeit für uns alle relevant. Ohne sie gäbe es unsere Technik und Fortschritte nicht. Alle Perspektiven/Dimensionen sind gleichwertig und erweitern das Bewusstsein.

Jesus beschreibt in seinen Gleichnissen viele unterschiedliche Perspektiven, die am Ende zu der Erkenntnis führen, dass, wenn man alle Perspektiven, soweit erkannt, berücksichtigt, der Mensch nichts falsch machen kann (zum Beispiel Samariter, Maria Magdalena, die, die den Sabbat nicht heiligen). Er urteilt nicht mehr aus dem Ich heraus, sondern urteilt und handelt auf der allem immanenten Ebene. Der Mensch wird Perspektive-frei.

3. Wegen der vielen Dimensionen, in die die Zeit mit integriert ist, ist auch der Fakt des Zeitpfeils nur noch im Rationalen bedingt haltbar. Physik, die Naturwissenschaft, ist da aber schon weiter.

Es gibt keine Zeit, bzw paradox, es gibt unendlich viele Zeiten, die alle in der Gegenwart kumulieren. Das ist a-rational. Leben ist Tod und Tod ist Leben, es ist nur eine polare Perspektive. Es gibt nur eine alles umfassende Gegenwart. Manchmal ist die Wirkung vor der Ursache im Zeitpfei, a-rationall

Der Mensch ist Zeit- frei.

In diesem Sinne ist auch die Auferstehung von den Toten kein Gleichnis, sie ist wahr, sie ist evident.

Wer diese Bewusstseinsfrequenz des Integralen erfährt, in ihm leben kann, hat das ewige Leben. „Zum Vater kommt ihr nur durch mich“ bedeutet, dass wir in der Nachfolge von Jesus ins Integrale Bewusstsein teilhaben werden an der Ewigkeit.

„Laßt die Toten die Toten begraben“ bedeutet dann, dass die, die dem Integralen nicht folgen können, im Tod wieder zurück ins unbewusste Zeitenmeer eingehen.

Jeder mag für sich Bibelstellen beleuchten, die unter oben genannten Erkenntnissen gelesen, genau zum integralen Jesus, ja zum kosmischen Jesus führen.

Und nur das kann in dieser chaotischen Welt die Zukunft sein.

Mehr von Eva Scherrer findest du hier: Jean Gebser prophezeite das Kommen des integralen Bewusstseins und Die drei Merkmale des integralen Bewusstseins.

9 comments

  1. Der Beitrag von Eva endet mit folgender Aussage, auf die ich etwas näher eingehen möchte:

    „Jeder mag für sich Bibelstellen beleuchten, die unter oben genannten Erkenntnissen gelesen, genau zum integralen Jesus, ja zum kosmischen Jesus führen.
    Und nur das kann in dieser chaotischen Welt die Zukunft sein.“

    Wenn nur der integrale bzw. kosmische Jesus die Zukunft sein kann, dann stellt sich zum einen die Frage, was genau dies bedeutet, zum anderen bietet es sich an, folgendes Zitat aus dem Blog „Jean Gebser prophezeite das Kommen des integralen Bewusstseins“, aufzugreifen:

    „Liebe Eva, beginnen wir einmal bei Jesus. Deine These ist, dass Jesus seiner Zeit um mindestens 2.000 Jahre voraus war und er schon im integralen Bewusstsein lebte. Mit der du übrigens nicht allein bist. Was deutet deiner Ansicht nach darauf hin, dass dem so war?
    Eva: So wie er uns beschrieben wird, hat er mit all den damals herrschenden Glaubenstraditionen und Dogmen gebrochen.“

    Wenn Jesus mit allen Glaubenstraditionen gebrochen hat und er – wenn ich mich nicht täusche – nie eine eigene Religion gründen wollte, könnte dann die Zukunft in der Nachfolge eines integralen und kosmischen Jesus nicht auch einen Bruch mit der gegenwärtigen Religion bedeuten? Die Frage, wie passt integrales Bewusstsein und Christentum zusammen, scheint ja eine der Grundfragen, dieser Website zu sein.

    Auch mit dieser Frage soll es nicht „um Kritik an der Kirche gehen“, wie es in dem einleitenden Satz dieses Gastbeitrages heißt. Vielmehr möchte ich versuchen, mich in Anlehnung an den oben zitierten Karl Jaspers – der Lieblingsphilosoph meiner Jugend – und an Jean Gebser, auf den mit den Stichworten Ich-Freiheit und Perspektive-Freiheit Bezug genommen wird, der Fragestellung anzunähern. Vielleicht können wir uns auf diesem Weg in die Antwort hineinleben, wie es Rainer Maria Rilke formuliert (s.u.). Um einer möglichen Konfrontation den Boden zu entziehen, will ich mich zudem auf weitere Zitate aus dem integralen Umfeld beziehen; leider kann ich da die Autoren nicht mehr zuordnen:

    Beginn der Zitate:

    „Was ist die Quelle meines Handelns?

    Bevor wir handeln, empfangen wir Handlungsimpulse. Diese werden aus drei Quellen gespeist:

    1. unserem Eigenwillen
    2. dem Willen anderer
    3. der Intentionalität des Ganzen

    Wer dem Eigenwillen folgt, ist ein Sklave seines Ego. Wer dem Willen eines anderen folgt, ist der Sklave eines fremden Ego. Nur in der Hingabe an den unbedingten Willen des Ganzen ist man frei.“

    „Die Ichfreiheit ist eine Bewusstseinsintensivierung. Statt deine Welt zu verengen, deine Seele zu vereinfachen, wirst du immer mehr Welt, wirst du schließlich die ganze Welt in deine schmerzlich erweiterte Seele aufnehmen müssen, um vielleicht einmal zum Ende, zur Ruhe zu kommen. Diesen Weg ist Buddha, ist jeder große Mensch gegangen …

    Gottwerden bedeutet: seine Seele so erweitert zu haben, daß sie das All wieder zu umfassen vermag. Und: Nichts ist außen, nichts ist innen, denn was außen ist, ist innen.“

    „Das Erwachen ist in diesem Sinn verwirklichte, also zur Wirkung gekommene Wahrheit.

    Das Erreichen dieses Erwachens, das nicht ergrübelte, sondern an Seele und Leib als Wirklichkeit erlebte Einswerden mit dem Ganzen, das Innewerden der Einheit ist ja das Ziel, nach dem alle Jünger des Zen streben.“

    „Im transpersonalen Zustand haben wir die Gewissheit, dass wir all das sind, was wir wahrnehmen und nur das sind, was wir wahrnehmen. In den alten Veden lautet die entsprechende Formel tat tvam asi = das (was du siehst) bist du.“

    Ende der Zitate

    Wenn wir uns – wie es oben heißt – dem unbedingten Willen des Ganzen hingeben, dann scheint mir eine Konfrontation ausgeschlossen zu sein. Die weiteren Aussagen des Zitate Blocks führen zum Kern des integralen Bewusstseins, das sich verkürzt als ein Zustand der bewussten Einheit mit dem Ganzen bezeichnen läßt. In der Formel tat twam asi, die es bereits in der oben erwähnten Achsenzeit und damit lange vor Jesus gab, wird dies auf den Punkt gebracht.

    Der etwas lange Vorlauf bringt mich in einer Art Küchentischphilosophie zu einer weiteren Betrachtung bzw. Frage:

    Wenn wir die 5 Bewusstseinsstufen von Jean Gebser betrachten (archaisch, magisch, mythisch, mental, integral), dann können wir zumindest auf der Stufe mythisch und mental die Tendenz zu einer Vereinheitlichung erkennen; von vielen Göttern zu einem Gott, von vielen wissenschaftlichen Disziplinen zu einer vereinheitlichten Weltformel.

    Wenn es bereits vor 2.500 Jahren so etwas wie eine einheitliche integrale Grußformel gab – tat tvam asi – wenn Jesus nur einer von vielen integralen Menschen war, und wenn der integrale Weg ohnehin in einer Erkenntnis der Einheit von Subjekt und Objekt, von uns und der Welt beruht, einer Erkenntnis, die eben nicht geglaubt sondern erlebt wird, wird dann der Glaube nicht ganz von allein durch etwas anderes z.B. durch Erfahrung abgelöst. Und wäre diese Ablösung (+ Integration) dann nicht ein völlig normaler Vorgang, bzw. geradezu die Voraussetzung, um ein integrales Bewusstsein zu erreichen.

    Eva: „Rational unmöglich wird es also als Metapher für das Göttliche gehalten und kann nun geglaubt werden.“

    Wird in einem integralen Bewusstsein das Göttliche tatsächlich geglaubt oder wird es erfahren (s.o. dieses Erwachen, das nicht ergrübelte, sondern an Seele und Leib als Wirklichkeit erlebte Einswerden mit dem Ganzen), wie es uns u.a. die Berichte diverser Mystiker nahelegen? Anders ausgedrückt, ist Glaube nicht ein Bewusstseinszustand (ähnlich wie eine Ahnung), der auf dem Weg der Existenzerhellung (K. Jaspers) und damit auf dem integralen Weg durch eine viel tiefere Art der Wahrnehmung abgelöst wird?

    Vielen Dank für die Geduld mit so einem langen Kommentar.
    Franz

    Man muss Geduld haben.
    Mit dem Ungelösten im Herzen,
    und versuchen, die Fragen
    selber lieb zu haben,
    wie verschlossene Stuben
    und wie Bücher, die in einer
    sehr fremden Sprache
    geschrieben sind.
    Es handelt sich darum, alles zu leben.
    Wenn man die Fragen lebt,
    lebt man vielleicht allmählich,
    ohne es zu merken,
    eines fremden Tages
    in die Antworten hinein.

    Rainer Maria Rilke

    1. Lieber Franz, weil Eva bereits so wunderbar geantwortet hat, möchte ich nur eine klitzekleine Sache anmerken. Du fragst, ob Glauben nicht einfach ein Bewusstseinszustand sei. Dazu verweise ich gerne auf das m.E. wunderbare Modell Paul Smith zu den drei Gesichtern Gottes. Dabei sieht er drei Möglichkeiten sich zum Absoluten/der Gottheit in Beziehung zu setzen: nachsinnend (3.Pers.), in Dialog (2.Pers.) und Begegnung und durch das Ruhen in ihm (1.). Letzteres würde ich dem von dir genannten Bewusstseinszustand zuordnen. Und das ist der Punkt, der in unserer westlichen Christenheit häufig aus dem Blickfeld gerät. Aber es gibt ja noch die zwei weiteren und das ist einmal eine Beziehung (ich kann regelmäßig das Absolute als „Du“, als personale Gegenwart erleben). Und da ist das „Er“, meine Gottesvorstellung, mein Glaube, mein Für-Wahr-Halten. Alles wird im besten Falle im Laufe der spirituellen Entwicklung vertieft und ausgeweitet. Daran merken wir aber auch, dass, was landläufig oder von vielen Laien unter „Glauben“ verstanden wird häufig wenig damit zu tun hat, wenn es dann um so primitive Fragen geht, wie „Glaubst du, ob es Gott (verstanden als eine Art Himmelsgott, der alles von jenseits aus regiert) „gibt“?… Jedenfalls danke für deine Denkanstöße! Liebe Grüße

      1. Liebe Sandra,
        sorry, in der Fülle des Textes hätte ich beinahe deine Antwort übersehen.

        Das Modell mit den 3 Gesichtern gefällt mir gut und tatsächlich finde ich mich im 3. Gesicht – dem Ruhen in ihm – wieder. Dieser Aspekt durchzieht auch meine ausführliche Antwort an Eva. Dort findet sich auch das 2. Gesicht, d.h. der persönliche Gott wieder. Erfreulicherweise gibt es auch eine versöhnliche Betrachtung, die zwischen diesen beiden Perspektiven vermittelt:

        „Nein, keine Lehre konnte ein wahrhaft Suchender annehmen, einer, der wahrhaft finden konnte. Der aber, der gefunden hat, der konnte jede, jede Lehre gutheißen, jeden Weg, jedes Ziel, ihn trennte nichts von all den tausend anderen, welche im Ewigen lebten, welche das Göttliche atmeten. Wenn wir durch alles hindurch sehen und erfahren, dass uns nichts trennt, ist es nicht mehr wesentlich, welchen Weg wir einschlagen.“

        In diesem Sinn,
        liebe Grüße,
        Franz

  2. Hallo Franz, Dein Kommentar, den ich als sehr an der Sache interessiert empfinde, uns somit beide weiterbringen kann, beflügelt mich Dir eine Antwort zu schreiben.
    Es gibt so wenige, die sich für diese Facetten der Wirklichkeit interessieren.
    Gemeinsam können wir den Dingen vielleicht tiefer auf den Grund gehen.
    „Sache“ und „Ding“ sollen bitte nicht eine Materialisation darstellen sondern lediglich der Veranschaulichung dienen. Wir bewegen uns in einem abstrakten Bereich, der nach und nach konkretisiert wird.
    Deine erste Frage stellt einen Bruch mit dem bisherigen Christentum als Möglichkeit in den Raum. Jesus brach mit vielen Glaubenstraditionen. Ja, ABER er verwarf nicht diese Traditionen. Das Heiligen des Sabbat gilt auch weiter. Es gibt nur Ausnahmen.
    Mir als Nicht-Theologen erscheint es eher so, dass es immer Ausnahmen von der Regel gibt. Der Sabbat, für uns der Sonntag, für Muslime der Freitag bleibt weiter geheiligt. Die regelmäßige Zäsur ist und bleibt wichtig. Es gibt Ausnahmen, die ethisch eine andersartige Entscheidung verlangen. Und das ist nun möglich.
    Ich stelle es mir so wie in der Beamtenmentalität vor. Man hält an dem Regelwerk immer fest. Ab und zu kommt dann einer, der macht eine Ausnahme und sieht höhere Zusammenhänge. Vielleicht so etwas wie das Remonstrationsrecht?
    Es gibt keinen Bruch mit dem bisherigen Christentum. Die Sichtweise wird nur erweitert. Man behält, was gut und richtig ist, verwirft Überlebtes und konkretisiert das dauerhaft Bleibende.
    Die Idee des heiligen Feiertages, an dem der Alltag eine Auszeit hat, man sich auf das Geistige konzentriert, bleibt erhalten. Es gibt aber Situationen, die ein sofortiges Eingreifen erforderlich machen, und das wird durch anders gelagerte Denkmöglichkeiten möglich. Remonstrationsrecht.
    Zurück zur Frage, was ein Dogma bedeutet. Gebser hat das in seiner Hauptschrift klar ausdifferenziert.
    Ich Zitiere einfach mal:

    magisch Götter Idol Ritual
    mythisch Götter Symbol Mysterien
    mental Gott Dogma Methode
    integral Gottheit Synairese Diaphanik

    Bitte quer und längs lesen.

    Dem Dogma folgt in der unfassenderen Bewusstheit die Synairese. Sie bedeutet Zitat: „Die durch die Systase ermoglichte Synairese integriert die Erscheinungen und befreit uns von Raum und Zeit.“
    Dies nur als Denkanstoß, es würde hier zu weit führen.
    Vielleicht kann man es auch mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der modernen Physik vergleichen. Was dem Galilei und dem Newton ihre Mechanik war, ist dem Einstein und Heisenberg / Schrödinger ihre Relativitätstheorie /Quantenmechanik (heute bewiesen). Die klassische Physik gilt für das tägliche Leben, die Relativitätstheorie und Quantenmechanik ist eine neue erweiterte Sichtweise. Es gibt da keinen Bruch zur klassischen Physik. Es ist ein Quantensprung in eine erweiterte Realität.
    Als Nächstes ist die Quelle unseres Handlungsimpulses erwähnenswert.
    Da meine Wurzeln im naturwissenschaftlichen Bereich liegen, habe ich hier auch eine entsprechende Antwort parat. Es gilt im Endeffekt nämlich nur Möglichkeit drei.
    Nachweislich durch Arbeiten mit dem f-MRT kann man mit Recht behaupten, dass DIE Quelle des Handlungsimpulses aus der Intentionalität des Ganzen gespeist wird.
    Ja, es lässt sich nachweisen, dass die Aktions-auslösenden Areale im Gehirn eine Handlungsoption schon aktiviert haben, bevor es dem handelnden Ich bewusst wird, bevor es seinen Auftrag zum Handeln erteilt hat. Ich will einen Löffel ergreifen. Bevor ich weiß, dass ich das tun will, hat mein Gehirn schon die spezifische Aktivität bereit gestellt und die Aktion eingeleitet. (Das beweist auch „Ursprung und Gegenwart“ von Gebser)
    Es handelt im Endeffekt nicht das konkrete Körper-Ich sondern im Hintergrund das geistige Ich. Da gibt es noch andere interessante Studien, die von einem im Ego-Tunnel gefangenem Menschen sprechen.
    Das Körper-Ich, das rationale Ich kennt eben nur seine Ebene, ist dem Geistigen in seiner Einseitigkeit nicht gewachsen.

    Als dritten Punkt erscheint mir noch der Vergleich zwischen Jesus und Buddha sehr interessant. Auch da habe ich eine klare Meinung, die den Unterschied klarmachen sollte, auch das Gebser-Ideen und Forschungen geschuldet.
    Buddha, ich kenne ihn eigentlich nur durch Siddhartha von Hesse, lebt und strebt die Aufgabe/Auflösung des individuellen ICH an. Nirwana ist das Endziel.
    Jesus dagegen gibt nie sein persönliches ICH auf. Er kennt aber den Unterschied von persönlichem ICH und dem ICH, welches sich selbst objektiviert, und damit dem Ganzen viel näher steht. In den im Zeitpfeil möglichen Entwicklungsschritten ist das persönliche ICH dem integralen ICH vorgeschaltet und zwingend notwendig. Die Aufgabe / Loslassen vom persönlichen ICH wäre für uns Menschen der westlichen Hemisphäre eine Regression. Menschen der östlichen Hemisphäre gehen einen anderen Weg seit dem mythischen Bewusstsein. Sie haben das persönliche, egoistische ICH niemals so weit entwickelt, wie wir Westler. Dies herzuleiten würde in unserem Zusammenhang aber zu weit führen. Das persönliche ICH bleibt im Integralen erhalten, kann sich in seiner Ich-Freiheit aber von integralen Ich absetzen, kann also auf mehreren Frequenzen agieren.
    Die Möglichkeit „Hier im Jetzt“ und „Da im Immer“ zu sein ist damit gegeben.

    tat twam asi

    Ja, das gilt meiner Meinung nach, aber wir haben die Möglichkeit von einem Bewusstseinszustand in den anderen zu wechseln. Und das macht die Fülle des Lebens aus, das ergibt die Möglichkeit im Hier zu sein und gleichzeitig auch die andere Welt zu „wahren“. Es gibt noch kein gültiges Wort für „wahren“. Wahren ist mehr als Erfahren (räumlich, denn man fährt nicht nur), mehr als zu sehen (man betrachtet nicht nur im Räumlichen). Es ist ein evidentes Wissen. Du beschreibst das sehr schön als Erwachen, als Einswerden mit dem Ganzen. Aber es ist ohne die Aufgabe des persönlichen ICH.
    Jesus, seit seiner Taufe Christus und damit ein „Avatar“, ein göttliches Wesen, weist uns den Weg. Sein „Wahren“ erscheint mir für uns alle erstrebenswert. Da wir alle im Ursprung göttlich, mit dem Ganzen eins sind, ist es nur im Rationalen wichtig, ob er nun Gottes Sohn ist, ein Mensch, ein Gott.
    Er zumindest kennt den Weg, den wir alle gehen werden, der eine gezwungenermaßen, der andere freiwillig, der letztere, zu denen ich wohl gehöre, geht seinen Weg Schritt für Schritt, denn ich glaube (!), dass man keine Stufe / Erweiterung auslassen kann. Das Rationale bleibt für mich wichtig um es zu wagen dem neuen folgen zu können.

    1. Hallo Eva,

      vielen Dank für die lange und tiefe Antwort. Gerne nehme ich die Einladung, den Dingen auf den Grund zu gehen, an. Um mich dabei nicht zu verzetteln, will ich 3 Punkte deines Beitrages und deiner Antwort aufgreifen (Achsenzeit, Bruch mit dem Christentum, Integration des westlichen und östlichen Lebensprinzipes).

      Der Blick zurück in die Jasper´sche Achsenzeit animiert mich mit dem Gedanken zu spielen, dass wir jetzt wieder in einer Achsenzeit angekommen sind. Ein Frage könnte dann lauten: Wenn Jesus mit seinem integralen und kosmischen Bewusstsein seiner Zeit weit voraus war, wie sieht dann die neue Zeit aus, in der dieses neue Bewussstsein manifestiert ist?

      Unter diesem Aspekt läßt sich die Frage des Bruches mit dem Christentum betrachten.

      „Es gibt keinen Bruch mit dem bisherigen Christentum. Die Sichtweise wird nur erweitert. Man behält, was gut und richtig ist, verwirft Überlebtes und konkretisiert das dauerhaft Bleibende. … Es gibt aber Situationen, die ein sofortiges Eingreifen erforderlich machen (Remonstrationsrecht), und das wird durch anders gelagerte Denkmöglichkeiten möglich.“

      An welcher Stelle müßten wir aktuell vom Remonstrationsrecht gebrauch machen?

      „Vielleicht kann man es auch mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen der modernen Physik vergleichen. Was dem Galilei und dem Newton ihre Mechanik war, ist dem Einstein und Heisenberg / Schrödinger ihre Relativitätstheorie /Quantenmechanik (heute bewiesen). Die klassische Physik gilt für das tägliche Leben, die Relativitätstheorie und Quantenmechanik ist eine neue erweiterte Sichtweise. Es gibt da keinen Bruch zur klassischen Physik. Es ist ein Quantensprung in eine erweiterte Realität. „

      Der Vergleich mit der Wissenschaft gefällt mir gut. Als Wissenschaftler bin ich Anhänger von Popper´s kritischen Rationalismus, beim dem die Kritik der eigenen Thesen zur Methode gehört. Außerdem mag ich Ockham´s Rasiermesser, demzufolge man mit einem Minimum an Annahmen auskommen sollte. Dies führt mich zu folgendem Gedanken: Wenn die monotheistischen Religionen die Vielzahl der antiken Götter auf einen Gott reduziert haben, was folgt dann im Sinne einer weiteren Reduktion? Fällt dann auch dieser eine Gott weg, ist er tot, wie Nietzsche sagt? Bei meinen Gedankenspaziergängen und beim Studium der unten angeführten Zitate bin ich auf eine neue Perspektive gestoßen. Wenn sich der Tod Gottes nur auf den Tod eines uns gegenüberstehenden Gottes bezieht, dann könnte das zu der Erfahrung führen, von der viele Mystiker berichten und die mir auch hinter der Erkenntniss des tat twam asi zu stecken scheint: Dann lebt Gott in uns, wir sind gleichsam selber Gott, bzw. wir haben den göttlichen Anteil in uns entdeckt.

      „Als dritten Punkt erscheint mir noch der Vergleich zwischen Jesus und Buddha sehr interessant. Auch da habe ich eine klare Meinung, die den Unterschied klarmachen sollte, auch das Gebser-Ideen und Forschungen geschuldet.“

      Der Vergleich zwischen Jesus und Buddha und damit mit der östlichen und westlichen Weltanschauung, brachte mich dazu, mich wieder dem großartigen Werk von Stephanie Bergold zuzuwenden. Ausführliche Zitate finden sich weiter unten. Vorab will ich die in diesen hektischen Zeiten seltene Chance nutzen, um mit ein paar Worten von Jean Gebser etwas Ruhe in die sprudelnden Gedanken zu bringen.

      Jean Gebser

      Anstelle der Hektik
      tritt die Stille und das Schweigenkönnen
      Anstelle des ausschließlichen Zweck- und Zieldenkens
      tritt die Absichtslosigkeit
      Anstelle des Machstrebens
      tritt Hingabe und echte Liebesfähigkeit
      Anstelle des quantitativen Leerlaufs
      tritt das geduldige Gewährenlassen der fügenden Kräfte
      Anstelle des mechanistischen Ordnens, der Organisation
      tritt das in-der-Ordnung-sein
      Anstelle der Vorurteile
      tritt der Verzicht auf Werturteile
      als statt Kurzschluss unsentimentale Toleranz
      Anstelle dualistischer Gegensätze
      tritt die Transparenz
      Anstelle der Handlung
      tritt die Haltung
      Anstelle des homo faber
      tritt der homo integer (der integrierte Mensch)
      Anstelle des gespaltenen Menschen
      tritt der ganze Mensch
      Anstelle der Leere der begrenzten Welt
      tritt die offene Weite der offenen Welt

      Wir gehen immer verloren
      wenn uns das Denken befällt
      und werden wiedergeboren,
      wenn wir uns ahnend der Welt
      anvertrauen und treiben
      wie die Wolken im hellen Wind.

      Hier folgen Auszüge aus der Dissertation „Das west-östliche Lebensprinzip in Hermann Hesse`s Werk“ von Stephanie Bergold. Der vollständige Text ist im Netz zu finden:

      http://webdoc.sub.gwdg.de/ebook/diss/2003/sub-bremen/dissertations/E-Diss170_Bergold.PDF

      Im Rahmen eines Integralen Ken Wilber Salons bin ich auf dieses großartige Werk gestoßen und habe zentrale Aussagen abgeschrieben, die mich seitdem begleiten. Erst dachte ich, das wird wieder viel zu lang, aber zu meiner positiven Überraschung gibt es gerade in den letzten Absätzen Antworten auf die Fragen, denen wir hier auf den Grund gehen wollen. Diese lasse ich erst einmal so stehen.

      Die nachfolgenden Zitate beleuchten alle deine zentrale Fragestellung, d.h. die Frage, was uns ein integraler und kosmischer Jesus zu sagen hat. Unser Dialog und die wiederkehrende Auseinandersetzung mit der integralen Bewegung und insbesondere mit dem Werk Gebsers bringen mich weiter. Von daher kann ich nur hoffen, dass das nachfolgende Kondensat von Gedanken auch für andere von Wert ist. In diesem Sinn möchte ich mich wieder „ahnend der Welt anvertrauen und mich treiben lassen wie die Wolken im hellen Wind“. Vielleicht gibt es dann in einem weiteren Beitrag neue Erkenntnisse.

      Auszüge aus dem Text von Stephanie Bergold.

      Für das integrale Bewusstsein gibt es folgende Hinweise
      · Ichfreiheit (Überwindung des Ich)
      · das Ganze
      · Durchsichtigkeit (Diaphanität)
      · Miteinander statt Gegeneinander

      Integration ist die Bewusstwerdung aller den Menschen konstituierenden Strukturen und ihrer Auswirkungen auf sein Leben. … Durch diese Teilhabe am Ursprung ist der Mensch bereits ganz er hat es leider nur vergessen.

      Der Ursprung ist immer gegenwärtig. Er ist kein Anfang, denn aller Anfang ist zeitgebunden. Und die Gegenwart ist nicht das bloße Jetzt, das Heute oder der Augenblick. Sie ist nicht Zeitteil, sondern eine ganzheitliche Leistung, und damit auch immer ursprünglich. Wer es vermag, Ursprung und Gegenwart als Ganzheit zur Wirkung zu bringen, sie zu konkretisieren,der überwindet Anfang und Ende und die bloß heutige Zeit.

      Nach Gebser geht es nun darum, zu konkretisieren, wohin gesprungen werden soll, nicht zu abstrahieren. Dieses Konkretisieren ist eine der Voraussetzungen der integralen Struktur. Denn es kann nur das Konkrete, niemals das Abstrakte integriert werden. Und wir verstehen dabei unter Integrierung den Vollzug einer Gänzlichung, die Herbeiführung eines Integrum, das heißt die Wiederherstellung des unverletzten ursprünglichen Zustandes unter bereicherndem Einbezug aller bisherigen Leistungen

      Wenn wir sehen, dass es keine Gegensätze gibt, müssen wir letztlich nichts mehr überwinden. Hermann Hesse litt sein gesamtes Schaffen hindurch daran, dies nicht zum Ausdruck bringen zu können. Wenn wir auch dies aufgeben können: Etwas zum Ausdruck bringen zu wollen, es sozusagen kraftvoll aus-zu-drücken, sehen wir, erleben wir, dass sich dies von selbst ausdrückt, sich aus uns herausdrückt. Wir sind offen dafür, sind ihm absichtsfrei Werkzeug und finden so zu unserer Aufgabe: zu dem, was uns aufgeben wurde und zu dem, was wir
      aufzugeben habe. Unsere Aufgabe zu finden ist existenziell.

      Die Religion der Ewigen Philosophie ist nämlich etwas völlig anderes als das Verlangen nach Erlösung. Da sie das Absolute als integrale Ganzheit beschreibt, ist es nicht das Ziel der Religion, erlöst zu werden, sondern jene Ganzheit zu entdecken und sie dadurch als Ganzes zu erfahren.

      Im integralen Bewusstsein gibt es keine Definition, sondern nur Klarheit. Auch geht es nicht mehr um Maya bzw. das Erkennen der Scheinwelt, sondern um Durchsichtigkeit.

      Raja-Yoga wird auch der königliche Weg zur Wiedervereinigung mit Gott genannt. Er ist ein Weg des Experimentierens mit dem eigenen Selbst, nicht in erster Linie mit dem Äußeren, dem Körper, selbst wenn auch dieser betroffen ist.

      Die Theorie postuliert vier Schichten, die das menschliche Selbst ausmachen:
      1. Der Körper
      2. Der bewusste Geist
      3. Das individuelle Unbewusste
      4. Das Sein-an-sich, der Mensch ist das Ganze (die göttliche Herkunft)

      Der Yogi gelangt zur Einsicht: Tat tvam asi – Das bist du

      In der integralen Bewusstheit ist uns unsere Teilhabe am geistigen Ursprung bewusst, wir leben aus der Einsicht in das schöpferische Prinzip, dessen Ausdruck wir sind und welches wir durch unser Leben zum Ausdruck bringen.

      Wir suchen dann keinen Gott mehr außerhalb, da wir alles in uns wissen. Eure Zukunft ist nicht dies oder das, ist nicht Geld oder Macht, ist nicht Weisheit oder Gewerbeglück – eure Zukunft und euer schwerer Weg ist dieser: reif zu werden und Gott in euch selbst zu finden.

      Im integralen Bewusstsein gibt es keine Projektionen mehr. Hier wahren wir uns und die anderen, die wir nicht mehr als andere als Getrennte empfinden. Das WIR ist selbstverständlich geworden wir sind WIR Und doch sind wir gleichzeitig Individuen. Das neue tat twam asi, wie ich es nennen möchte, umschließt beide Erlebnisse; Das entpersönlichende Empfinden des Ostens und das persönliche Denken des Westens

      Diese Antworten laufen alle auf das Gleiche hinaus: den Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe. Das heißt: je mehr wir lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wir unser Leben. Die neue Forderung, die mit Jesus in die Welt kam und die das integrale Bewusstsein auszeichnet, ist die Liebe.

      Du bist Das Tat Twam Asi. Das Du, welches Das, also Gott ist, ist natürlich nicht ihr individuelles, isoliertes Ich oder Ego. Im Gegenteil, das Ego ist ja gerade das, was die Realisation der höchsten Identität verhindert. Das DU, um das es hier geht, ist ja gerade der tiefste – oder höchste – Teil dessen, das Sie sind, die subtile Essenz, die ihr sterbliches Ego transzendiert und direkt am Göttlichen teilhat.

      Wenn wir jenes echte Ich in uns finden, so finden wir Gott in uns, so sind wir in der integralen Bewusstheit: Wer jenes echte Ich sucht, der sucht zugleich die Norm alles Lebens, denn dies innerste Ich ist bei allen Menschen gleich, es ist Gott, es ist der Sinn. Darum sagt der Brahmane zu jedem fremden Wesen tat twam asi, das bist du!

      Nein, keine Lehre konnte ein wahrhaft Suchender annehmen, einer, der wahrhaft finden konnte. Der aber, der gefunden hat, der konnte jede, jede Lehre gutheißen, jeden Weg, jedes Ziel, ihn trennte nichts von all den tausend anderen, welche im Ewigen lebten, welche das Göttliche atmeten. Wenn wir durch alles hindurch sehen und erfahren, dass uns nichts trennt, ist es nicht mehr wesentlich, welchen Weg wir einschlagen.

      Auch das, was uns heute an Gewalt und Zerstörung begegnet, ist der Ausdruck der sich durch und in uns vorbereitenden neuen Bewusstseins-Struktur

      Solche Erkenntnisse kommen langsam, man windet sich zu ihnen in Spiralen hinan. Und wenn sie da sind, so ist es, als habe man sie im Sprung, im Nu erreicht. Es gibt nun Zeiten, wo eine ganze Generation so zwischen zwei Zeiten, zwischen zwei Lebensstile hineingerät, daß ihr jede Selbstverständlichkeit, jede Sitte, jede Geborgenheit und Unschuld verlorengeht. Wenn wir uns heute nicht mehr geborgen fühlen, so liegt dies daran, dass wir uns in einer solchen Zeit zwischen zwei Stühlen befinden und im wahrsten Sinn des Wortes auf dem Sprung sind.

      1. Hallo Franz,
        über Deinen neuen Kommentar habe ich mich sehr gefreut. Es ist so selten, dass man in dieser speziellen Thematik Menschen findet, die in einen Diskurs treten wollen. Manchmal komme ich mir schon wie ein Eingeschlossener vor. Danke deshalb für Deine Zeilen.

        Remonstrationsrecht in der Kirche zum Beispiel:

        In heutigen Zeiten vertreten beide Kirchen die Position Merkels in der Flüchtlingskrise. Man könnte auch christlich anders argumentieren.
        Die Amtskirchen vertreten auch die Position der Entscheider in der Welt zur Corona-Krise. Christlich könnte man gerade hier vehement anders argumentieren. Ich gehe hier nicht in Einzelheiten. Leider ist kein Diskurs zugelassen, was von einer autoritären Kirche zeugt. Wieso sonst werden einzelne Pastoren zurückgepfiffen, die eine begründete andere Meinung öffentlich vertreten?
        Ein Glaubensbeamte ist eigentlich nur seinem Gewissen verantwortlich, also hat er auch Remonstrationsrecht. Die anderen nicht Bestallten stimmen mit den Füßen ab.

        Ockham´s Rasiermesser bezüglich spiritueller Entwicklung. Das Rasiermesser gefällt mir, passt ja eigentlich auch ins tägliche Leben. Danke dafür, ich werde dem nachspüren. Und – in der Corona-Krise, sollte man da nicht auch mal das Rasiermesser anwenden an Stelle von Angst und Panik? Hier möchte ich mir aber kein Urteil erlauben. Es wäre halt nur eine Möglichkeit.
        Nach Gebser wird ja genau das behauptet. Der einfachste Weg. Der gegenüberstehende Gott ist nach Nietzsche tot. Der Gott in uns wird nach und nach lebendiger. Viele Theologen gehen in dieselbe Richtung, man hört es sogar schon in Predigten.
        Ken Wilber kategorisiert das noch deutlicher. Alles Geistige und Materielle in der Welt ist in Holons eingerichtet. Ein Holon im Holon im Holon, und in einem Holon ein Holon, ein Holon… . Demzufolge ist der dem ICH gegenüberstehende Gott in einer „niederen Kategorie“ als der „Gott im Menschen“, der gleichzeitig den Menschen im Göttlichen wahrnimmt. Die Mystiker, die ja in vielen Momenten dem Göttlichen schon länger näherstehen, haben das schon sehr früh erkannt, sind einige Holons weiter. Jesus als Mystiker? Ja!
        Nur wir Normalos müssen den steinigen Weg der Regelentwicklung im Zeitpfeil gehen. Der Zeitpfeil wurde nebenbei auch erst im mentalen Bewusstsein etabliert, im defizienten Rationalen ist der Zeitpfeil wirklich nur noch ein Richtungs-Pfeil. Im Integralen, so verspricht es Gebser, bekommt die Zeit wieder Qualitätscharakter.
        Ja, die Dissertation von Stephanie Bergold habe ich auch mit wachsender Begeisterung gelesen. Leider hat sie danach nichts Neues verfasst, oder ich habe es noch nicht gefunden. Dass Hermann Hesse eigentlich in seiner Dichtung dasselbe sagt wie jean Gebser, ist für mich ein Zeichen, dass wir , die wir uns damit beschäftigen, auf der richtigen Spur fahren. (nicht räumlich gemeint!)
        Sie bringt Ost und West zusammen. Habe mich vermehrt auch wieder mit Hermann Hesse beschäftigt. Das Endziel ist das Nirwana, welches auch Ken Wilber in den höchsten Stufen der geistigen Entwicklung darzustellen versucht. Er bezieht sich da auf Theresa von Avila, die die einzelnen umfassenderen Holons gut beschreibt. Auf der höchsten Stufe gibt es nur noch das NICHTS, das Nirwana. Auch Gefühle und ICH gibt es dann nicht mehr.
        Der Weg dahin ist in Ost und West aber unterschiedlich. Für uns bleibt das individuelle ICH länger erhalten. Hier aber wird es mir zu spekulativ weiter zu differenzieren.
        Bergold ist absolut lesenswert und bringt auf der Findungsebene weiter (nach Gebser sucht der Mensch das, was er noch unbewusst schon gefunden hat.)
        Durch Ken Wilber kam ich auf Gebser, bin dann bis heute bei ihm geblieben. Die Reise Wilbers war mir wohl auch noch zu abstrakt, obwohl sein 4-Quadrantenmodell (googeln) etc außerordentlich hilfreich sind.
        Zur Zeit beschäftige ich mich vermehrt wieder mit den „niederen“ Frequenzen des Bewusstseins, Holon im Holon. Erst wenn ich genau verstehe, was ich war, als Kind, als junge Frau, kann ich mehr und mehr wirklich verstehen, wahrnehmen, verallgemeinern und danach konkretisieren..
        Nach wie vor gibt es für mich das Problem mit der Zeit, weil ich die Sprache Gebsers immer noch nicht richtig verstanden habe. Zeit ist immer noch für mich geräumlicht, auch in höheren Dimensionen. Manchmal blinkt schon Erkennen durch, wenn ich Bach höre z.B..
        Ich muß mich der Sichtweise des Integralen mehr und mehr nähern und sollte keinen Schritt auslassen. Erst dann wird wohl der Sprung als Quantensprung kommen.
        Du stellst da eine Zusammenfassung von Gebsers gültigen Erkenntnissen zusammen, die er, so glaube ich, in „Verfall und Teilhabe“ vorgestellt hat.
        Anstelle von…… tritt das und das. Siehe oben in Deinem Text. Es lohnt sich sich immer wieder zu fragen, ob man das auch so sieht.
        Immer wieder setze ich mich damit auseinander, schaue, wie weit ich auf diesem Weg bin, schaue ab und zu auch ins Neue Testament und vergleiche. Ja, so wie uns Jesus beschrieben wird, wie er wörtlich zitiert wird, hat er alle diese „Dogmen“, vielleicht sollte man besser „Weisheiten“ sagen, gelebt.
        „Anstelle der Handlung tritt die Haltung“ Ja, das ist der Kern, wie wir uns in der heutigen Welt verhalten müssen. Handlung ist außen, ist Aktion. Haltung kommt von Innen, wird nach außen getragen, und findet damit mehr Nachahmer. Handlung ist Macht-gespeist, Haltung ist Kraft-gespeist.
        Ja, die deutsche Sprache bringt einen immer wieder zum Staunen, wenn man sie korrekt anwendet..
        Steht das nun im Widerspruch dazu, dass wir uns an Stelle zu meditieren aktiv einbinden müssen, wenn die Welt unterzugehen droht? Remonstrationsrecht?
        Ich bleibe dabei (noch?) Wir Normalos müssen Stufe für Stufe zum Integralen kommen, Überspringen gilt nicht. Wenn ich aber die Innere Haltung habe, so strahlt sie nach außen. Alles wird sich fügen, weil der „Seltsame Attraktor“ (googeln) nie irrt. „Ursprung und Gegenwart“, auch wenn noch nicht ganz verstanden.
        Liebe Grüße auch an Sandra, die das alles redigieren muß.

  3. Hallo Eva,

    danke auch für Deine Gedanken, die mich die ganze Woche über beschäftigen und natürlich auch Dank an Sandra, die diese Textfülle bewältigen muss. Diesmal will ich bei meiner Antwort mit Deiner letzten Bemerkung einsteigen:

    „Alles wird sich fügen, weil der „Seltsame Attraktor“ (googeln) nie irrt. „Ursprung und Gegenwart“, auch wenn noch nicht ganz verstanden.“

    Ich versuche mich und meine Gedanken diesem seltsamen Attraktor auszusetzen. Dabei habe ich öfters das Gefühl, dass sich genau zur richtigen Zeit Synchronizitäten einstellen, auf seltsame Art und Weise finden sich zu den gerade aktuelle Fragen die richtigen Antwort. Ich denke dies enstpricht auch dem östlichen Prinzip des wu wei, des Gewährenlassen des Attraktors.

    „Nur wir Normalos müssen den steinigen Weg der Regelentwicklung im Zeitpfeil gehen.“

    Tatsächlich ist der Weg der Weiterentwicklung manchmal recht steinig. Oft denke ich dabei an das, was Jaspers Grenzerfahrung nennt. Ich bezeichen das als existentiellen Fleischwolf, durch den man geht. Aber das gehört zur Entwicklung dazu, von daher sehe ich das positiv, etwa so wie die Grenzerfahrungen, die man in verschiedenen Sportarten macht. Hier sucht man ja geradezu seine Grenzen.

    „Die Amtskirchen vertreten auch die Position der Entscheider in der Welt zur Corona-Krise. Christlich könnte man gerade hier vehement anders argumentieren. Ich gehe hier nicht in Einzelheiten. Leider ist kein Diskurs zugelassen, was von einer autoritären Kirche zeugt.“

    Bei solch kritischen Tönen zur Amtskirche kann ich gar nichts mehr hinzufügen oder in Frage stellen. In völlig anderem Zusammenhang habe ich gehört, wie sich die nationale Identität auflöst und zu einer regionalen Identität wechselt. Am Beispiel der Genderdiskussion sehen wir, wie sich die Identität von Mann und Frau auflöst. Von daher frage ich mich, wie könnte eine natürliche Weiterentwicklung der klassischen Religionen/Kirchen im Kontext einer integralen Entwicklung aussehen? Konkret kann da jeder bezüglich seiner eigenen Entwicklung ein kleines Gedankenexperiment machen: Wie würde ich mir ein spirituelles Aufwachsen und Aufwachen vorstellen, wenn ich noch einmal bei Null beginnen kann?

    „Das Endziel ist das Nirwana, welches auch Ken Wilber in den höchsten Stufen der geistigen Entwicklung darzustellen versucht. … Auf der höchsten Stufe gibt es nur noch das NICHTS, das Nirwana. Auch Gefühle und ICH gibt es dann nicht mehr. Der Weg dahin ist in Ost und West aber unterschiedlich. Für uns bleibt das individuelle ICH länger erhalten. Hier aber wird es mir zu spekulativ weiter zu differenzieren.“

    Was die Höherentwicklung angeht, so kann ich einen weiteren Text empfehlen, der mich tief beeindruckt hat. Er ist von Susanne Cook-Greuter und kann im Internet abgerufen werden:

    https://www.integralesforum.org/images/01_Medien/Aufbauwissen/9-Stufen-Selbstentwicklung.pdf

    Hieraus ein paar Zitate, die auf das Thema Ich und Überwindung des Ich eingehen:

    „Integrierte“ Mensch scheinen daher enge „Ich-Eingrenzungen“ zu übersteigen. Sie
    haben offene Grenzen und sind vielmehr eingestimmt auf alles was das Bewusstsein
    erreicht, im Gegensatz dazu gedankenverloren Phantasien nach zuhängen. Der
    Begriff „Zeugnis ablegen“ an Stelle von „beobachten“ kann hier genutzt werden zur
    Beschreibung der Fähigkeit von „integrierten“ Menschen, ihre Erfahrungen ohne
    einen bewussten, gewollten Fokus zu verarbeiten. Dies ist im Gegensatz zur gezielten
    Anstrengung, die typisch in früheren Stufen des Erwachsenseins ist. Die Wahrheit ist
    im Universum innewohnend und kann in einer geneigten und offenen Prozesshaltung
    wahrgenommen, aber nicht mit rein rationalen Mitteln erfasst werden.
    Die Möglichkeiten zu sein sind grenzenlos. Hinweise für die mannigfaltigen Ausdrucksformen des Seins bieten das Studium der menschlichen Geschichte, und unser derzeitiges Erleben der menschlichen Diversität. Wahrscheinlich werden sich zukünftig auch noch neue Formen des Menschseins in der Natur und in alternativen Bewusstseinszuständen entwickeln. Das Leben kann als Erfüllung des kosmischen Zwecks erscheinen und daher ist es im Grunde einfach. Tun oder Denken sind lediglich Weisen zu existieren, aber nicht wirklich wertvoller als Fühlen, Sein oder Nicht-Sein. Die letzte Idee ist vermutlich die Idee, die am schwierigsten zu greifen ist von Menschen, die sich nicht jenseits des persönlichen Bereiches entwickelt haben. Die Buddhisten sagen es am besten: Verstehen ist die letzte Illusion.

    Zusammenfassend kann man sagen: Die Unitaere Erwachsene haben voraussichtlich
    einen balancierten, integrierten Sinn von Beidem, ihrer Zugehörigkeit und ihrer
    Getrenntheit als Individuen, da sie sich als Teil der voranschreitenden Evolution des
    Universums in allen seinen Aspekten und als Zyklen des Entstehens, der Zerstörung und
    des Wiederentstehens fühlen.“

    Irgendwie finde ich es beruhigend, dass letztendlich alles ganz einfach ist. Der seltsame Attraktor führt zur Einheit, eben zu einem Integrum, einem unverletzlichen Ganzheit. Und um nicht einen rein hochgeistigen Dialog zu führen, der nichts mit dem wirklichen Leben zu tun hat, möchte ich mit einem Zitat von Jean Gebser zur aktuellen Lage kommen, die er bereits 1947 in Ursprung und Gegenwart beschrieben hat:

    „Eine Überwindung des jetzigen Zustandes der Welt, die wahrscheinlich ihren rationalistischen und
    technokratischen Höhepunkt bald erreichen wird, kann weder durch die Ratio noch durch
    die Technokratie, aber ebensowenig durch Predigen und Mahnen zu Ethos und Moral
    oder durch ein irgendwie geartetes Zurück geschehen. Wir können nur eins tun: In der
    Betrachtung aller Äußerungen unserer Zeit so weit und so tief vorzustoßen, daß uns die
    dämonischen und zerstörenden Aspekte nicht mehr bannen, so daß wir nicht nur sie
    sehen, sondern hinter und unter ihnen die unermeßlich starken Keimlinge des Neuen
    wahrnehmen, für das die einstürzende Welt den Humus liefert. Diese Keime und Ansätze
    müssen sichtbar und einsehbar gemacht werden. Und die Einsicht in die Kräfte, die zur
    Entfaltung drängen, hilft ihrerseits diesen Kräften, sich zu entfalten.“

    Hier verbindet sich Einsicht mit Handlung, Theorie (ursprünglich Schau des Göttlichen) mit Praxis.

    „Nach wie vor gibt es für mich das Problem mit der Zeit, weil ich die Sprache Gebsers immer noch nicht richtig verstanden habe. Zeit ist immer noch für mich geräumlicht, auch in höheren Dimensionen. Manchmal blinkt schon Erkennen durch, wenn ich Bach höre …

    Anstelle von…… tritt das und das. Siehe oben in Deinem Text. Es lohnt sich sich immer wieder zu fragen, ob man das auch so sieht.“

    Mit dem so sehen sind wir auf einer sprachlichen Ebene, d.h. auf einer Ebene von Konstrukten; auch hierzu ein kurzes Zitat von Susanne Cook-Greuter.

    „Realität wird nun zeitweise tief erfahren als ein undifferenziertes phänomenologisches
    Kontinuum oder der kreative Grund des vereinheitlichten Bewusstseins. Jedes Objekt,
    jedes Wort, jeder Gedanke, jedes Gefühl, jeder Sinneseindruck und jede Theorie wird als
    menschliches Konstrukt verstanden: als ein Ausschließen und Erzeugen von Grenzen, wo
    es keine gibt.“

    Was kommt nach der Sprache? Johannes Heinrichs bezeichnet Kunst und damit Musik als Metasprache, über der dann mit der Mystik eine weitere Metasprache liegt. Hier würde ich auch die Musik Bachs einordnen, die auch für mich eine mystische Dimension hat.

    Soweit ein paar weitere Gedankenschnipsel, wobei mir die offenen Enden natürlich bewusst sind, ebenso wie die Kluft zwischen netten Gedanken und der realen Lage, die nach realen Handlungen schreit.

    Liebe Grüße,
    Franz

    1. Danke für euren wunderbaren Dialog, Eva und Frank, ich würde euch am liebsten dafür umarmen! Solche Gespräche würde ich gerne mehr privat und vor allem live führen. Zu euren Hinweisen auf mich: Alles, was mir WordPress erlaubt, ist ohnehin nur, eure Kommentare entweder zu erlauben oder zu verbieten, ich hab also nicht wirklich viel Arbeit damit 🙂 Vielen Dank vor allem für dieses Jean Gebser-Zitat, das bei mir soeben wie eine Bombe eingeschlagen hat (passend zu dem Beginn deines Textes, wonach sich die Antwort auf eine Frage von alleine findet) 🙂 „Kunst und damit Musik als Metasprache, über der dann mit der Mystik eine weitere Metasprache liegt.“ Ja, reines Gewahren, in dem alles erscheint und verschwindet… „Ich“ bin dann mal weg 😉

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